Wenn Sport dem Körper schadet

© Syda Productions / Fotolia

Sport ist gesund. Wer regelmäßig trainiert, tut damit etwas für seine körperliche Fitness, sein Wohlbefinden und stärkt Herz, Kreislauf und das Immunsystem. „Doch wer übertreibt und die Warnsignale seines Körpers ignoriert, riskiert viel“, sagt Univ.-Prof. Dr. med. Markus Tingart, Direktor der Klinik für Orthopädie an der Uniklinik RWTH Aachen.

Falsches Training schadet der Gesundheit

„Eine dauerhafte, sehr harte Beanspruchung des Körpers, wie sie beim Leistungssport stattfindet, ist oft mit negativen Folgen verbunden. Beispielsweise verursachen fehlerhaft ausgeführte Bewegungsabläufe Schäden an Gelenken, Sehnen oder Muskeln. Auch ein ,Übertraining´ führt gern zum gegenteiligen Effekt von dem, was man sich erhofft: Anstatt sich die Leistungsfähigkeit verbessert, sinkt sie, weil der Organismus die notwendigen Regenerations- und Ruhephasen vermisst“, weiß auch Univ.-Prof. Dr. med. Frank Hildebrand, Direktor der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen. Solch ein Übertrainings­syndrom kann Symptome wie Muskelschmerzen, Entzündungen, Erschöpfung und Herzrhythmus­störungen nach sich ziehen.

Aus Fehlbelastungen können ernsthafte Erkrankungen entstehen. Eine langwierige und schmerzhafte Knochenhautentzündung sowie schwere Verschleißerscheinungen an Sehnen, Bändern, Knochen und Gelenken sind häufig die Folge. „Um Gelenkpro­bleme zu vermeiden, eignet sich vor allem bei belastungsintensiven Sportarten wie Fußball, Tennis, Marathonlauf, Volleyball, Snowboarden und Ski ein gezieltes Muskelaufbautraining als Ausgleich zum Ausdauertraining“, empfiehlt der Unfallchirurg.

Sport trotz Verletzung oder Krankheit? Lebensgefährlich!

Wer ständig seine körperliche Belastungsgrenze überschreitet, schadet seinem Körper. „Infektionen können sich auf das Herz legen. Daher sollten entzündliche Erkrankungen, auch wenn es sich nur um eine banal anmutende Grippe handelt, für jeden Sportler ein Signal zur Bewegungspause sein“, betont Prof. Tingart. „Andernfalls droht eine Entzündung des Herzmuskels, was zu einer Herzschwäche führen und im schlimmsten Fall sogar einen plötzlichen Herztod auslösen kann.“

Bekannt ist auch, dass regelmäßige sportliche Ertüchtigung das Herz größer werden lässt. „Dieses Phänomen, auch als ‚Athletenherz‘ bekannt, besitzt an und für sich noch keinen Krankheitswert. Doch bei übermäßigem Sporttreiben kann das Herz ein kritisches Gewicht von rund 500 Gramm erreichen. Dann lässt sich eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Herzmuskels durch die zu kleinen Herzkranzgefäße nicht mehr problemlos sicherstellen.“ Neben der Größe kann sich auch die Architektur des Herzens bei extremem Ausdauersport verändern. „Durch die hohe Belastung kann die Kammer und der Vorhof der rechten Herzhälfte dauerhaft überdehnen. Das führt letztlich zu bleibenden Vernarbungen des Herzens: Es gerät leichter als sonst außer Takt oder bleibt sogar stehen“, erklärt der Mediziner.

Kein Sport ist auch keine Lösung

Der plötzliche Herztod gehört in Deutschland mit rund 150.000 Fällen pro Jahr zwar zu den häufigsten Todesursachen, doch nur wenige hundert Menschen trifft es beim Sport. „Am ungünstigsten für die eigene Herzgesundheit ist es, sich gar nicht zu bewegen“, weiß Prof. Hildebrand.

Wichtig ist, eine Sportart zu finden, die einem liegt und Spaß macht, denn auch das psychische Wohlergehen sollte beim Training nicht in Vergessenheit geraten. Der Experte empfiehlt vor allem Sportanfängern, einen Arzt zurate zu ziehen, mit welcher Intensität sie welchen Sport machen sollten. „Ausdauersport und ein wenig Krafttraining können hervorragende Effekte für Körper und Seele erzielen. Das richtige Mittelmaß an Training ist, wie immer, der Weg zum Erfolg.“



Leistungssporttypische Erkrankungssymptome

  • Ausdauersportarten wie Marathon- oder Langstreckenlauf: Schädigung des Herzmuskelgewebes und Überlastungsschäden wie Fußknochenbrüche.
    Schwimmen: Vor allem bei älteren Leistungssportlern kann hier das Herz aus dem Rhythmus kommen.
  • (Tisch-)Tennis, Volleyball, Squash: Durch immer wieder schnelles Beschleunigen und Abbremsen werden Muskeln, Bänder, Sehnen und Gelenke stark belastet.
  • Nordic-Walking: Der Einsatz der Stöcke führt nicht, wie vielleicht angenommen, zu einer Entlastung für die Knie. Stattdessen führt er während bestimmter Gehbewegungsphasen zu einer erhöhten Belastung der Gelenke.
  • Snowboarden, Ski, Inlineskating, Klettern: Es besteht eine erhöhte Sturzgefahr. Nicht selten kommt es zu schweren Schädel-Hirn-Verletzungen, die bleibende Schäden hinterlassen können – manchmal gar mit tödlichem Ausgang.
  • Boxen: Neben tiefen Platzwunden kann es beim Boxen zu schweren Hirnschäden oder Blutungen im Gehirn und den Augen kommen.
  • Tauchen: Das Tauchen hält einige Tücken bereit, die sich erst nach einigen Jahren zeigen. Eine zu rasche Druckentlastung beim Auftauchen kann zu bleibenden neuropsychologischen Schädigungen wie Gedächtnisstörungen, Lähmungen und Depressionen führen.
Abo Abo
Newsletter Newsletter
stiftung Stiftung
AC Forscht Aachen forscht

Archiv