Notfall – Was muss ich tun?

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Ob am Arbeitsplatz, zu Hause, in der Freizeit oder im Straßenverkehr – wenn Menschen in Not geraten, ist schnelle Hilfe oft lebenswichtig. Dann zählt jede Sekunde – etwa bei Bewusstlosigkeit, Blutungen, Verbrennungen, Verätzungen oder Atemnot. apropos zeigt, was Sie als Laie in verschiedenen Notfallsituationen beachten und tun sollten.

Haben Sie keine Angst davor, etwas falsch zu machen, denn jede Hilfe ist besser als gar keine. Wer im Notfall keine Hilfe leistet, obwohl es erforderlich und gefahrlos möglich wäre, macht sich sogar wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar. Allerdings gilt: Falls sich Laien für die Hilfeleistung selbst in Gefahr begeben müssten, ist die Pflicht zu helfen mit dem Alarmieren des Rettungsdienstes erfüllt. Warten Sie aber, bis der Rettungsdienst eintrifft, und machen andere auf Gefahren aufmerksam.


Starke Blutungen

Bei einer starken Blutung ist die Blutstillung vorrangig. Fast jede Blutung aus einer Wunde lässt sich durch genügend starken Druck von außen auf die Blutungsquelle stillen. Unter Umständen müssen Sie auch in eine Wunde hineindrücken. Hierzu verwenden Sie möglichst keimarmes Material wie Mullkompressen, notfalls auch saubere Tücher.

  • Notruf 112 tätigen
  • Schützen Sie sich selbst: Ziehen Sie Schutzhandschuhe an, um sich vor möglichen, ansteckenden Erkrankungen zu schützen.
  • Wunde schützen: Decken Sie die Blutungsstelle mit einem möglichst keimfreien, weichen Material (Kompresse) ab und umwickeln Sie sie – sofern es die Platzierung der Wunde zulässt – zwei bis dreimal mit einer Mullbinde (Druckverband). Ansonsten weiter auf die Wunde drücken, bis der Rettungsdienst eintrifft.
  • Blutung stoppen: Die Blutstillung ist grundsätzlich möglichst schnell durchzuführen, um einen größeren Blutverlust zu vermeiden. Der Betroffene sollte dafür unbedingt liegen.
  • Mit dem Betroffenen sprechen: Reden Sie mit dem Betroffenen, damit er bei Bewusstsein bleibt, bis der Rettungsdienst eintrifft.
  • Bei Atemstillstand oder Bewusstlosigkeit: Beatmung und Herzdruckmassage: Wird der Betroffene bewusstlos, bringen Sie ihn nur dann in die stabile Seitenlage, wenn er noch atmet. Verliert er das Bewusstsein und hört auf zu atmen, beginnen Sie mit der Wiederbelebung durch Herzdruckmassage und Beatmung.

Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig auffrischen

Wann haben Sie zuletzt einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert? Erste Hilfe sollte immer wieder trainiert werden. Einige Rettungsdienste wie das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter oder der Malteser Hilfsdienst bieten regelmäßig Kurse an und empfehlen, diese alle zwei bis drei Jahre zu wiederholen.


Fremdkörper in der Luftröhre

Die meisten Menschen verschlucken sich beim Essen: Eine Gräte oder ein Bissen bleiben in der Speise- oder Luftröhre stecken. Bei Kleinkindern sind es oftmals Murmeln, Münzen oder kleine Spielzeugteile. In jedem Fall sollten Sie dringend handeln und Erste Hilfe leisten:

  • Beruhigen und Husten: Der Betroffene steht. Beruhigen Sie ihn und fordern Sie ihn zum kräftigen Husten auf.
  • Rücken klopfen: Den Oberkörper des Betroffenen so weit wie möglich vornüber beugen; unterstützen Sie mit einer Hand den Oberkörper. Schlagen Sie dem Betroffenen mit der anderen flachen Hand fünfmal kräftig zwischen die Schulterblätter.
    Einen Säugling oder ein (Klein-)Kind, das wach und ansprechbar ist, legen Sie am besten mit dem Gesicht nach unten auf Ihren Schoß. Neigen Sie seinen Oberkörper nach unten und stützen es – sofern möglich – mit Ihrem Unterarm ab, sodass Ihre Hand das Gesicht des Kindes berührt. Babys sollten auf einen Unterarm gelegt werden, bevor man fünf Rückenschläge zwischen die Schulterblätter ausübt.
  • Notruf 112 tätigen: Bleiben Maßnahmen erfolglos: Notruf wählen. Bei Säuglingen sollte sofort der Notdienst alarmiert werden!
Das sogenannte Heimlich-Manöver sollte ausschließlich bei Erwachsenen angewendet werden.
  • „Heimlich-Manöver“ ausschließlich bei Erwachsenen (Oberbauchkompression): Droht der Betroffene trotz Rückenklopfmethode zu ersticken, stellen Sie sich hinter ihn und umfassen seinen leicht nach vorn gebeugten Oberkörper. Platzieren Sie eine geballte Faust zwischen seinen Bauchnabel und Brustbein­ende. Mit Ihrer anderen Hand umfassen Sie Ihre Faust und ziehen bis zu fünfmal kräftig nach hinten oben in Richtung Ihrer eigenen Brust. Wenden Sie diesen Handgriff im Wechsel mit ein paar Schlägen auf den Rücken ab, bis sich der Fremdkörper löst oder der Rettungsdienst eintrifft. Bei Säuglingen ist aufgrund des Risikos innerer Verletzungen von der Oberbauchkompression abzusehen.
  • Bei Atemstillstand: Beatmung und Herzdruckmassage: Reagiert der Betroffene nicht mehr auf Ansprache, müssen Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Wie war das gleich nochmal mit der Mund-zu-Mund-Beatmung, stabilen Seitenlage und der Herzdruckmassage?

Auf dem YouTube-Kanal des DRK-Kreisverbands Lausitz e. V. finden Sie Erklärvideos zu verschiedenen Erste-Hilfe-Maßnahmen. Reinschauen lohnt sich!


Krampfanfall

Wenn ein Mensch plötzlich einen starken epileptischen Anfall mit Verkrampfungen, Zuckungen oder sonstiger starker Bewegungsunruhe erleidet, gilt es vor allem, Ruhe zu bewahren und den Betroffenen vor Verletzungen zu schützen. Das können Sie tun:

  • Schützen: Bringen Sie Gegenstände, an denen sich die krampfende Person verletzen könnte, wie zum Beispiel Stühle, außer Reichweite. Bei Sturzgefahr helfen Sie der Person, sich auf den Boden zu legen, und halten Sie sie fern von Treppen. Wenn möglich, nehmen Sie dem Betroffenen die Brille ab und stützen Sie seinen Kopf mit Kleidungsstücken oder Kissen.
  • Nicht festhalten: Halten Sie die betroffene Person nicht fest und schieben Sie nichts zwischen ihre Zähne. Es besteht ansonsten die große Gefahr, Bissverletzungen zu erleiden.
  • Notruf 112 tätigen
  • Warten: Warten Sie die Dauer des Anfalls ab und lassen Sie die Person nicht allein. Die meisten Anfälle dauern in der Regel circa zwei Minuten.
  • Bei Atemstillstand oder Bewusstlosigkeit: Beatmung und Herzdruckmassage: Löst sich der Krampf und das Gesicht des Betroffenen färbt sich blau, kommt es zum Atemstillstand und es bleibt bei einer Bewusstlosigkeit, wenden Sie die Herzdruckmassage und Beatmung an.

Verbrennungen und Verbrühungen

Verbrennungen und Verbrühungen erzeugen beim Betroffenen starke Schmerzen und können mit einem Schock einhergehen. Bei Verbrennungsopfern ist durch den Verlust der Haut und ihrer Schutzfunktion die Wärmeregulation des Körpers gestört. Daher muss bei der Erstversorgung eine Unterkühlung unbedingt vermieden werden, so verwunderlich es sich auch anhört.

  • Sichern: Bringen Sie das Verbrennungsopfer aus dem Gefahrenbereich und löschen Sie bei Bedarf die brennende Kleidung mit einer Löschdecke oder mit Wasser. Eigene Sicherheit beachten.
  • Verbrühte Kleidung rasch, aber vorsichtig entfernen
  • Notruf 112 tätigen: Rufen Sie den Rettungsdienst, wenn es sich um großflächige bzw. tiefe Verbrennungen oder Verbrühungen handelt.
  • Kühlen: Kleinflächige Verbrennungen (nicht größer als die Handfläche des Betroffenen) können zur Schmerzlinderung mit möglichst fließendem (Leitungs-)Wasser gekühlt werden. Kühlen Sie nicht länger als 15 Minuten. Das Wasser sollte etwa 20 °C warm sein. Verwenden Sie keinesfalls Eis! Dann besteht Gefahr einer Unterkühlung.
  • Verbinden: Brandwunden locker und keimfrei bedecken.
  • Betroffenen zudecken (Wärmeerhalt)
  • Bei Atemstillstand oder Bewusstlosigkeit: Beatmung und Herzdruckmassage

Verätzungen

Kommt die Körperoberfläche mit Säuren, Laugen oder ätzenden Chemikalien wie Abfluss- und WC-Reiniger in Kontakt, können ernsthafte Verletzungen in Form von Verätzungen auftreten, die sich in sehr starken Schmerzen und meist blutigen Schwellungen und Verfärbungen des betroffenen Gewebes äußern. Die wichtigsten Maßnahmen:

Verätzungen der Haut:

  • Eigenschutz: Schützen Sie sich und den Betroffenen.
  • Kleidung ausziehen: Alle mit Chemikalien benetzten Kleidungsstücke sofort vorsichtig entfernen. Versuchen Sie selber nicht damit in direkten Kontakt zu kommen. Nutzen Sie Schutzhandschuhe oder ähnliche Hilfsmittel.
  • Gründliches Spülen mit Wasser: Wasser spült die Chemikalie weg bzw. verdünnt sie und dämmt somit die schädigende Wirkung. Achten Sie dabei darauf, dass das Wasser den kürzesten Weg über die Haut nimmt.
  • Ätzende Stoffe abtupfen: Wenn kein Wasser vorhanden: Chemikalie mit Zellstoffmull-Kompressen abtupfen. Die Tupfer nur einmal verwenden.
  • Wunde keimfrei verbinden
  • Notruf 112 tätigen

Verätzungen der Augen:

  • Auge mit Wasser ausspülen: Der Betroffene liegt auf dem Boden, Kopf zur Seite des verätzten Auges wenden. Gießen Sie aus circa 10 cm Höhe Wasser in den inneren Augenwinkel, sodass es über den Augapfel und äußeren Augenwinkel nach außen abläuft.
  • Gesundes Auge schützen
  • Keimfreier Verband über beide Augen: Zur Ruhigstellung der Augen am besten beide Augen verbinden.
  • Notruf 112 tätigen

Verätzungen des Magen-Darm-Trakts:

  • Mund mit Wasser ausspülen
  • Wasser trinken: Der Betroffene sollte reichlich Flüssigkeit, zum Beispiel Leitungswasser, in kleinen Schlucken trinken, um verätzte Speisewege zu spülen und die Chemikalie zu verdünnen.
  • Erbrechen verhindern: Niemals den Betroffenen zum Erbrechen bringen. Erbrechen bedeutet nochmalige Verätzung von Mund und Speiseröhre.
  • Notruf 112 tätigen

Weitere Beispiele von Notfallsituationen wie Herzstillstand oder Schlaganfall finden Sie im Artikel: „Helfen & Handeln in Notfällen: Was Sie bei Herzinfarkt, Schlaganfall und Co. tun können“.

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