Vorsicht Zecken! Kleine Plagegeister auf dem Vormarsch

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Die meisten Hundebesitzer und Naturliebhaber kennen die kleinen Spinnentiere, die als berüchtigte Überträger von Krankheitserregern bekannt sind. Lange Zeit traten sie hauptsächlich in der wärmeren Jahreszeit in Erscheinung, heute sind sie auch in den feucht-milden Wintermonaten aktiv. Dann verstecken sie sich unter dicken Laubschichten, im Unterholz oder machen es sich unter geschlossenen Schneedecken gemütlich.

Steigt das Thermometer wieder auf über sieben Grad Celsius, werden die Blutsauger unternehmungslustig, suchen nach Nahrung und zeigen dabei wahre Kletterkünste. Sie erklimmen liegende oder stehende Bäume und halten sich bevorzugt in Kniehöhe auf, lassen sich also nicht – wie viele glauben – von Bäumen fallen. Sobald ein mögliches Opfer vorbeikommt, reichen wenige Sekunden, um sich von diesem abstreifen zu lassen.

Superkräfte dank Supergummi

Anschließend krabbeln sie so lange auf dem Körper des Wirtes herum, bis sie eine geeignete Stichstelle gefunden haben. Dort docken die kleinen Parasiten an und nutzen dazu, neben ihren Krallen, eine Art Haftkissen, das ein elastisches Protein namens Resilin absondert. Mithilfe dieses „Supergummis“ gelingt es weiblichen Zecken, sich an glatten Flächen mit einer Kraft festzuhalten, die mehr als das 500-fache des eigenen Körpergewichts beträgt. Ein enormer Sicherheitsfaktor, der sich bezahlt macht. Denn die Tiere nehmen während des Blutsaugens mitunter um das 135-fache des eigenen Körpergewichts zu.

Zecken zapften schon Dinosaurierblut

So wie sich die Parasiten mithilfe ihrer ausgefeilten Vorrichtungen heute über das Blut von Menschen und anderen Wirbel­tieren hermachen, so haben sie in der Urzeit gefiederte Dinosaurier gepiesackt. Forscher des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr in München untersuchten eine in Bernstein eingeschlossene Zecke, deren Alter auf rund 100 Millionen Jahre geschätzt wird. Gleichzeitig entdeckten sie eine Feder, die von einem gefiederten Dinosaurier stammen soll. Da die Zecke auf das Achtfache aufgebläht ist, vermuten die Forscher, dass sich der Parasit vom Dinosaurierblut ernährt hatte.

Zeckenstich nicht zwangsläufig gefährlich

Während die Zecke dem Dino wohl wenig anhaben konnte, sind die Parasiten, von denen es eine Vielzahl an Arten gibt, für den Menschen nicht ungefährlich. Denn je länger das Tier am Körper verbleibt, desto größer ist das Risiko einer Infektion. Laut dem Robert Koch-­Institut (RKI) tritt in Deutschland im Schnitt bei fünf von hundert Menschen nach einem Zeckenbiss eine Infektion mit der sogenannten Lyme-Borreliose auf, die in ganz Deutschland verbreitet ist. Diese zeigt sich häufig, wenn auch nicht in allen Fällen, durch einen roten Ring um die Bissstelle, der, manchmal erst nach Wochen, wächst oder wandert. Auch Fieber, Kopfschmerzen und Müdigkeit können auf eine Borreliose hindeuten, für die es bis heute keinen Impfschutz gibt.

Je länger die Zecke am Körper verbleibt, desto größer ist das Risiko einer Infektion.

Da diese Symptome anderen Krankheiten ähneln, werden sie zunächst oft nicht mit einem Zeckenstich in Verbindung gebracht. Bleibt die Infektion unbehandelt, können Schäden an verschiedenen Organen entstehen. Die möglichen Folgen sind vorübergehende Lähmungen, Gelenkbeschwerden oder Entzündungen im Gehirn. Bei Beschwerden ist es daher grundsätzlich sinnvoll, den Arzt aufzusuchen und ihn auch über länger zurückliegende Zeckenstiche zu informieren. Nach einer zwei- bis dreiwöchigen Behandlung mit Antibiotika hat sich das Thema dann meist erledigt.

Weitaus seltener ist die Übertragung von Viren, die eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslösen können. Ist der Wirt einmal über den Speichel der Zecke infiziert, machen sich Symptome wie Fieber, Unwohlsein, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen bemerkbar, die in den ersten ein bis zwei Wochen nach dem Biss auftreten können. Bei einem Fortschreiten können dann Entzündungen im Gehirn und den Hirnhäuten entstehen, was meist extreme Müdigkeit, Bewusstseinsstörungen, Zittern und Gleichgewichtstörungen zur Folge hat.

Medikamente zur FSME-Behandlung gibt es im Gegensatz zur Borreliose nicht. Dennoch ist die Prognose insgesamt günstig. Laut RKI heilt die Krankheit häufig nach einiger Zeit von selbst aus, auch nach schwerem Verlauf.

Zecken-Impfung für viele empfehlenswert

Den zuverlässigsten Schutz gegen eine FSME-Erkrankung bietet eine Impfung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für bestimmte Personen empfohlen wird. Dazu zählen Menschen, die in den FSME-Risikogebieten – dazu zählen große Teile Baden-Württembergs und Bayerns sowie Teile Hessens und Thüringens – leben oder dorthin reisen. Hinzu kommen Berufsgruppen, die durch ihre Arbeit mit dem FSME-Virus konfrontiert werden könnten, zum Beispiel Förster oder Landwirte.

So halten Sie Zecken auf Abstand

Geeignete lange Kleidung, Hose in den Socken sowie Schutzcremes oder -sprays sind auch im Herbst und Winter empfehlenswerte Mittel, um Zecken von Haut und Garderobe fernzuhalten. Allerdings kann es bei falscher, übermäßiger Anwendung und Überempfindlichkeit zu Hautirritationen, Jucken, Übelkeit und anderen allergischen Reaktionen kommen. In jedem Fall sollte der Körper nach Aufenthalten im Freien nach Zecken abgesucht werden – vor allem an den Ohren, Genitalien, Knie- und Armbeugen. Dort fühlen sich die Parasiten besonders wohl.


So entfernen Sie Zecken richtig

Sobald Sie eine Zecke an Ihrem Körper entdecken, sollte diese in jedem Fall so schnell wie möglich entfernt werden. Denn je länger der Parasit mit dem Blutkreislauf verbunden ist, desto höher ist das Risiko, sich mit Krankheiten zu infizieren.

Packen Sie den Blutsauger möglichst nah an der Haut und ziehen Sie ihn vorsichtig durch leichtes Rütteln und ohne Unterbrechung in der Bewegung heraus. Das geht am besten mit einer Pinzette, Zeckenzange oder Zeckenkarte. Notfalls tun es auch die Fingernägel. Üben Sie möglichst keinen Druck auf den vollgesogenen Körper aus. Auch größere Drehbewegungen sollten Sie vermeiden.
Nachdem Sie das Tier entfernt haben, sollten Sie die betroffene Hautstelle gründlich desinfizieren und prüfen, ob Teile steckengeblieben sind. Von Ölen sollten Sie übrigens die Finger lassen. Dass Öle gegen Zecken helfen, gehört ins Reich der Mythen.

Anschließend muss der Parasit entsorgt werden. Bei einigen Methoden, etwa beim Herunterspülen in der Toilette, überleben die Plagegeister und können sich weiter vermehren. Auch ein Zerquetschen der Zecke ist riskant. Wenn das Tier kurz davor ist, Eier zu legen, verteilen sich diese mit dem Aufplatzen überall.

Stattdessen sollten Sie die Zecke mit einem Insektizid besprühen,
mit dem Feuerzeug anzünden oder den Kopf mit einem scharfen Messer vom Körper abtrennen.

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