Sport gleich Mord?

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Einer Krankenkassen-Studie zufolge verbringen rund 40 Prozent der Deutschen ihre Freizeit am liebsten auf der Couch. Jeder Zweite treibt heutzutage kaum noch oder gar keinen Sport mehr. Dafür gibt es viele Gründe: Das Berufsleben ist oft stressig, die Zeit fehlt oder wird lieber mit Familie und Freunden verbracht. Dabei gehört Sport zu einem gesunden Lebensstil unbedingt dazu – zumindest, wenn er richtig getrieben wird.

Mittlerweile steht fest: Ein regelmäßiges Sporttraining hält nicht nur fit, sondern wirkt positiv sich auf Körper, Geist und Seele aus. Bewegung gilt als Garant für ein intaktes Immun- und Herz-Kreislaufsystem, für einen zügigen Stoffwechsel und eine verbesserte Hirnfunktion. Zudem kann körperliche Belastung das psychische Wohlbefinden steigern, da sie beim Stressabbau hilft und Glücksgefühle auslöst. Wie auch bei der Einnahme von Arzneimitteln kommt es beim Sport auf die Dosierung an. Im richtigen Maß hält Bewegung gesund und beugt Krankheiten vor. Wer übertreibt, dem drohen Schäden an Knochen, Muskeln und Organen.

Es reichen bereits täglich 30 Minuten Bewegung, um den Körper zu mobilisieren und gesund zu erhalten. Ob Walken, Wandern, Joggen oder Schwimmen spielt dabei keine Rolle. Die Gelenke und Muskeln werden nicht im Sitzen stabilisiert. Wir haben schließlich einen Bewegungsapparat und keinen ,Ruheapparat‘. Verausgaben sollten wir uns aber nicht.

Körperliche Aktivität schenkt Lebensjahre

Studien belegen beeindruckende Effekte von Sport auf die körperliche sowie geistige Gesundheit.

„Sowohl die Muskulatur als auch das Herz-Kreislaufsystem sind ein Leben lang positiv beeinflussbar. Muskeltraining aktiviert Stoffwechselvorgänge und hemmt oder reduziert Entzündungsprozesse im Körper, die bei der Entstehung schwerer Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Krebs eine Rolle spielen können“, bestätigt Mediziner Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen. Wissenschaftliche Studien haben die beeindruckenden Effekte von Sport auf die körperliche sowie geistige Gesundheit belegt. Während Sport bei Krebs begleitend zu Operation, Strahlen- oder Chemotherapie erst seit einigen Jahren konsequent eingesetzt wird, gilt er bei anderen Krankheiten schon länger als etabliert. Bei Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen hat Bewegung eine Effektstärke, die durchaus mit Medikamenten vergleichbar ist. „Sport ist oft eine gute Medizin. Doch dafür muss man wirklich dranbleiben und sich regelmäßig bewegen. Beispielsweise reduzieren 1,5 Stunden mäßig intensive Aktivität pro Woche das Risiko für eine koronare Herzerkrankung um 15 Prozent“, so Prof. Marx.

Und es ist nie zu spät für den Einstieg. Bevor Sie mit einem richtigen Training beginnen, sollten Sie sich von Ihrem Hausarzt untersuchen lassen. Er kann überprüfen und einschätzen, wie gut Ihr Gesundheitszustand ist und welche Sportarten für Sie geeignet oder ungeeignet sind, und mit Ihnen einen sinnvollen Trainingsplan erarbeiten.



Sport hat viele Effekte

Bewegung bringt im Körper verschiedene Prozesse und Mechanismen in Gang. Nachfolgend finden Sie eine kleine Übersicht:

Für das Herz:

  • Regelmäßiges Ausdauertraining kräftigt die Herzmuskulatur.
  • Blutgefäße werden elastisch gehalten, wodurch das Risiko für die Entstehung von Bluthochdruck sinkt.
  • Bei bestehendem Bluthochdruck kann Sport dazu beitragen, die erhöhten Werte wieder zu senken.

Für Knochen und Muskeln:

  • Sportliches Training kann dem altersbedingten Verlust von Knochensubstanz vorbeugen.
  • Knochen werden dazu angeregt, neue Knochensubstanz zu bilden.
  • Krafttraining lässt Muskeln Botenstoffe ausschütten, sogenannte Myokine. Sie aktivieren Stoffwechselvorgänge wie den Abbau von Fettgewebe oder können Entzündungen hemmen.

Für das Immunsystem:

  • Bei sportlicher Betätigung schüttet der Körper vermehrt bestimmte Botenstoffe aus wie das Interleukin-6. Im Zusammenspiel mit Adrenalin können dadurch Abwehrzellen mobilisiert werden. Diese erreichen dann vermehrt beispielsweise Tumorgewebe.

Für Hormone und Gene:

  • Körperliche Aktivität lässt die Menge an Hormonen wie etwa das Glückshormon Serotonin ansteigen.
  • Sport hinterlässt Spuren – auch im Erbgut. Regelmäßiges Training modifiziert Gene und mildert möglicherweise Veranlagungen für Krankheiten ab.

Für Seele und Geist:

  • Bewegung hat eine starke positive Wirkung bei Depressionen, da sie Prozesse im Stoffwechsel günstig beeinflusst, die bei Depressiven aus dem Gleichgewicht geraten sind.
  • Sport soll die geistige Leistungsfähigkeit durch eine verbesserte Durchblutung steigern. Das Gehirn soll auch verjüngt und wieder effektiver genutzt werden können.

Gegen Diabetes:

  • Während einer sportlichen Belastung wird verstärkt Energie, unter anderem in Form von Zucker, verbraucht. Durch diesen Vorgang sinkt der Blutzuckerspiegel. Sport kann einem Diabetes mellitus vorbeugen.
  • Regelmäßiges körperliches Training kann sich auch bei einer bereits vorliegenden Diabetes-Erkrankung positiv auswirken. Bewegung senkt die Insulinresistenz bei Typ-2-Diabetes.


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Rehasport

Rehabilitationssport, oder kurz: Rehasport, stellt eine ergänzende Maßnahme im Rahmen der medizinischen Rehabilitation dar. Es ist eine Art Nachsorge, die die weitere Genesung vorantreiben soll. Das kann sowohl bei physischen als auch psychischen Leiden hilfreich sein.

Die Uniklinik RWTH Aachen bietet in Kooperation mit dem SportBildungswerk Aachen unterschiedliche Rehasportgruppen an. Das reicht von einer Herz- sowie Lungensportgruppe über Reha­sport für psychisch Erkrankte („Sport für die Seele“) und für Menschen mit Übergewicht bis hin zum Kraft- und Muskelaufbau, Balancetraining und Sturzpropyhlaxe.

Informationen finden Sie auf www.sportangebote-aachen.de.

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