Hier zieht’s!

Teehaus
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Um die Geschichte des Tees ranken sich viele Legenden. Die bekannteste handelt vom chinesischen Kaiser Shen Nung und geht auf das Jahr 2737 v. Chr. zurück. Dem Vernehmen nach achtete der Herrscher sehr auf Sauberkeit und ließ selbst sein Trinkwasser abkochen, bevor er es zu sich nahm. Eines Tages wehte ein kräftiger Windstoß ein paar Blätter des Teebaums in den Kessel. Kaiser Shen kostete das goldfarbene Gebräu und war begeistert.

Fortan wurde Tee zum wichtigsten Getränk in China und seine Zuberei-tung zu einer Kunstform. Sein Genuss war lange Zeit der Oberschicht und den buddhistischen Mönchen vor-behalten. Erst in den Jahren der Yuan-Dynastie (1279 – 1368 v. Chr.) wurde es zum Getränk aller Chinesen und trat von dort seinen Siegeszug um die Welt an. Heute ist der Tee mit einer jährlichen Produktion von 2,9 Millionen Tonnen das populärste Getränk der Erde.

Die Deutschen und der Tee

Als der Tee im 17. Jahrhundert von den Niederlanden nach Deutschland kam, landete er zunächst in Ostfriesland, wo sich eine ganz eigene Teekultur entwickelte. Bis heute sind die Norddeutschen mit 290 Liter jährlich die Weltmeister unter den Teetrinkern – noch vor den Briten.

Doch auch der Rest des Landes greift immer häufiger zu den Blättern, Knospen, Blüten oder Stängeln der Camellia sinensis, aus denen nicht nur der schwarze, sondern auch der unfermentierte und immer beliebter werdende grüne Tee hergestellt wird. Drei Viertel des hierzulande getrunkenen Tees ist allerdings nach wie vor schwarz. Den Rest teilen sich neben dem Grüntee auch Kräuter- und Früchtetees, die – genau genommen – keine Tees, sondern teeähnliche Getränke sind.

Gesund durch Tee?

Egal ob „echt“ oder teeähnlich: Das Getränk verbreitet Gemütlichkeit und tut gut – vor allem in der kalten Jahreszeit. Und nicht nur das: Vor allem grüner Tee enthält eine hohe Anzahl von sekundären Pflanzenstoffen, den Polyphenolen, die positiven Einfluss auf die Blutgefäße, den Blutdruck und das LDL-Cholesterin haben. Studien deuten außerdem darauf hin, dass die Substanzen Entzündungen lindern und gegen bakterielle Infektionen helfen können. Manche Wissenschaftler halten sogar eine vorbeugende Wirkung bei Krebs und Alzheimer für möglich.

Wenig Positives förderten dagegen andere Tests und Stichproben zutage: Zum einen warnen Experten vor Kräutertees mit hohen Dosen an Pyrrolizidinalkaloiden (PA) – das sind Pflanzeninhaltsstoffe, die von den Gewächsen unter anderem zur Abwehr von Fressfeinden gebildet werden. Zum anderen werden auch in vielen Grün- oder Schwarztees regelmäßig Schadstoffe wie Pestizide gefunden. Obwohl die nachgewiesenen Mengen bei allen Proben sehr gering waren, sollten Schwangere oder Stillende Tees grundsätzlich mit anderen Getränken abwechseln. Dann steht dem Genuss ohne Reue nichts im Weg.

Gemäßigt Genießen

Duftender Tee hilft also dabei, das allgemeine Wohlbefinden zu steigern, spricht alle Sinne an und ist Genuss pur. Je nach Ziehzeit kann er anregend oder entspannend sein, Magen und Darm beruhigen, Bakterien töten und Schmerzen lindern. In Maßen getrunken, werden ihm noch viele weitere, gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Bis darüber wissenschaftliche Klarheit herrscht, gilt aber: abwarten und Tee trinken.


Teegenuss im historischen Ambiente

Seit mehr als zwei Jahrzehnten gehört das Haus Eulenspiegel in der Krämerstraße zu den ersten Adressen für Teekenner und solche, die es werden wollen. Mitten in der Aachener Altstadt verkauft die Familie Reis auf drei Etagen inklusive Teestube mehr als 300 Sorten aus nahezu allen Teeregionen der Welt, aber auch viele eigene Kreationen wie „Kaiser Karls Kräutergarten“ oder den „Aachener Printentee“. Mit Geschäftsführerin Corry Reis klärt apropos die wichtigsten Fragen rund um den Tee.

Frau Reis, was sagen Sie persönlich: Tee oder Kaffee?

Corry Reis: Ich trinke sehr gerne und häufig Tee, manchmal aber auch einen Kaffee. Den reinen Kaffeetrinker und den reinen Teetrinker gibt es heute eigentlich gar nicht mehr. Alles zu seiner Zeit.

Grüner oder schwarzer Tee?

Corry Reis: Beide stammen ja von der gleichen Pflanze und unterscheiden sich nur durch den Verarbeitungsprozess. Beide sind gesund. Ich trinke morgens eher grünen, nachmittags eher schwarzen Tee.

Ihr persönlicher Lieblingstee?

Corry Reis: Ich trinke sehr gerne grünen Tee. Hier im Laden starten wir morgens mit einem japanischen Matcha, das ist ein pulverisierter Tee, der aufgeschlagen wird.

Loser Tee oder Teebeutel?

Corry Reis: Lieber loser Tee. Wir haben zwar ein ganz kleines Sortiment an Teebeuteln in einer guten Qualität, das wir aber vor allem Touristen anbieten, die in ihren Hotels morgens eine gute Tasse Tee trinken möchten. Viel lieber verkaufe ich lose Tees, alleine schon aus ökologischen Gründen. Für jede Tasse ein Beutel mit vernähtem Faden, dem Papier, einzeln verpackt: das ist eine Menge Müll.

„To stay” oder „to go”?

Corry Reis: Defintiv „to stay“. Bei uns gib es keinen Tee in Pappbechern. Erstens aus Umweltschutzgründen. Zweitens, weil Tee etwas mit Genuss zu tun hat – und dafür sollte man sich ein paar Minuten Zeit und Ruhe gönnen.

Bio oder konventionell?

Corry Reis: Mehr als die Hälfte unserer Tees bieten wir in Bio-Qualität an, den Rest kontrollieren wir regelmäßig. Manche Tees haben zwar keine Bio-Zertifizierung, sie werden aber auf über 2.000 Meter Höhe angebaut. Da gibt es keine Schädlinge und da wird auch nicht gespritzt.

Stimmungstees – Sinn oder Unsinn?

Corry Reis: Das kommt darauf an. Wir haben Tees mit dem Namen „Tut Dir gut“ oder „Innerer Frieden“. Die schmecken nicht nur gut, sondern sind auch wohltuend für den Magen.

Teesieb oder Tee-Ei?

Corry Reis: Besser ist das Sieb, denn der Tee braucht Platz, wenn er zieht.

Wasser aus dem Hahn oder dem Filter?

Corry Reis: Wir in Aachen haben eine hervorragende Wasserqualität. Hier kann man das Wasser problemlos aus dem Hahn nehmen. Weiches Wasser ist immer besser für den Tee.

Und was braucht man sonst noch?

Corry Reis: Eine eigene Kanne für den Tee mit einer großen Öffnung für das Teesieb. Mehr braucht man nicht.

 

Wussten Sie, dass …

… der Teebeutel versehentlich erfunden wurde? 1908 verschickte der Teehändler Thomas Sullivan aus New York seine Teeproben in kleinen Seidenbeuteln an seine Kunden. Diese nutzten die Beutel dazu, sie ganz in das Wasser einzutauchen, in dem Glauben, dass dies so von Sullivan vorgesehen gewesen sei.
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