Nasensprays: Achtung, Suchtgefahr!

© goldencow_images – stock.adobe.com

Sie ist eine der unangenehmsten Begleiterscheinungen einer Erkältung: die verstopfte Nase. Man bekommt schlecht Luft, riecht und schmeckt nichts mehr. Während die Nase am Anfang einer Erkältung eher nur wässrig läuft, verstopft sie im weiteren Krankheitsverlauf zunehmend. Die Erkältungsviren führen zu einer Entzündung der Nasenschleimhaut. Sie schwillt an, die oberen Atemwege verengen sich und zäher Schleim verklebt die Nasenhärchen. Bisweilen sind zusätzliche Anzeichen auch in den unteren Atemwegen, den Bronchien, feststellbar.

Aufatmen dank Nasenspray

Für Betroffene ist eine verschlossene Nase sehr unangenehm. Um die Atmung zu erleichtern, greifen viele zum Nasenspray, wahlweise auch Nasentropfen oder Nasengel. Viele dieser Medikamente enthalten gefäßverengende Wirkstoffe aus der Gruppe der Sympathomimetika, etwa Xylometazolin und Oxymetazolin. Diese Inhaltsstoffe reduzieren die Durchblutung der Schleimhäute und sorgen dafür, dass sie abschwellen und die Sekretion reduziert wird. Die Folge: Wir können wieder durch die Nase atmen. Solche Mittel sind bei Schnupfen allerdings nur für kurze Zeit ein Segen. Die empfohlene Anwendungsdauer liegt bei maximal fünf bis sieben Tagen.

Ursachen einer verstopften Nase

Ist die Nase verstopft, kommen verschiedene Ursachen in Betracht. Sie könnte durch einen Schnupfen (akute, meist virale Rhinitis) oder eine Allergie zugeschwollen sein. Es kann sich aber auch ein Hindernis in ihr befinden, etwa ein Fremdkörper, ein Polyp oder im schlimmsten Fall ein Tumor. Häufiger treten Veränderungen im Inneren der Nase auf, die die Nasenatmung behindern – beispielsweise eine Nasenscheidewand-Verkrümmung oder eine Verdickung der Nasenmuscheln (Schwellkörper). Auch eine dauerhafte Anwendung von Nasensprays oder -tropfen verstopft die Nase. HNO-Arzt Prof. Martin Westhofen rät: „Wenn die Nase über mehrere Wochen verstopft ist, also bei chronischer Nasenverstopfung, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der den Ursachen auf den Grund geht.“

Nasenspray nicht dauerhaft anwenden

Das Problem bei abschwellenden Nasensprays: Bei dauerhafter Anwendung wird die Nase regelrecht abhängig von den Wirkstoffen. Wer schon einmal Nasenspray verwendet hat, kennt das Gefühl: Wenn die Wirkung nachlässt, verstopft die Nase wieder, man bekommt weniger Luft und muss abermals zum Spray greifen. Univ.-Prof. Dr. med. Martin Westhofen, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Plastische Kopf- und Halschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, erklärt: „Die abschwellende Wirkung von Nasenspray auf die Nasenschleimhaut ist zeitlich begrenzt. Wer regelmäßig solche Präparate verwendet, leidet nach einer gewissen Zeit unter einer chronisch verstopften Nase. Das ist auf den sogenannten Rebound-Effekt und die Tachyphylaxie zurückzuführen.“

Der Begriff Tachyphylaxie beschreibt eine schnelle Form der Toleranzentwicklung des Körpers gegenüber bestimmten Arzneistoffen. Beim Nasenspray ist es so, dass sich bei dauerhafter Anwendung die Reaktion des Organismus auf das Mittel verringert, trotz erhöhter Dosis und Applikationsfrequenz. Auch der Rebound-Effekt spielt eine wichtige Rolle. Er sorgt dafür, dass die Nasenschleimhaut nach Absetzen des Sprays wieder anschwillt – aber nicht etwa auf den Schwellungsgrad vor der Anwendung, sondern stärker als zuvor. Das verleitet wiederum dazu, das Spray erneut zu benutzen. „Es ist ein Teufelskreis“, sagt HNO-Arzt Prof. Westhofen. „Anstatt die Nase zu befreien, führt der dauerhafte Gebrauch solcher Mittel zu chronischem Schnupfen. Sie lindern zwar kurzfristig die Symptome, halten sie aber gleichzeitig aufrecht.“ In der Folge können abschwellende Nasensprays die Nasenschleimhäute dauerhaft schädigen.

Anders verhält es sich bei Meerwasser-Nasensprays und Nasenöl-Sprays. Der Rebound-Effekt tritt nur bei Nasensprays mit abschwellendem Wirkstoff, den Sympathomimetika, auf, nicht aber bei Mitteln ohne medikamentöse Substanzen. Nasensprays mit Meersalz oder Nasenöle halten die Nase feucht, schützen die Schleimhäute vor dem Austrocknen und befreien sie von Krusten. Auch lokal wirksame, moderne Cortison-Nasensprays können stattdessen hilfreich eingesetzt werden, ohne dass vergleichbare Probleme auftreten – allerdings nur nach Rücksprache mit einem Arzt sowie endoskopischer und gegebenenfalls weiterer Untersuchung.

Die empfohlene Anwendungsdauer von abschwellenden Nasensprays liegt bei maximal fünf bis sieben Tagen. Wer den Hinweis ignoriert, läuft Gefahr, seine Nase dauerhaft zu schädigen. (© Paolese – stock.adobe.com)

Schädigungen durch Nasenspray

Wer Nasensprays mit abschwellenden Inhaltsstoffen über den empfohlenen Zeitraum von maximal einer Woche benutzt, schädigt langfristig seiner Nase. Die Schleimhäute drohen zu verkümmern, sie sind dauergereizt und können allmählich austrocknen. In der Folge kann die Nase ihre Abwehrfunktion nicht mehr erfüllen. Gesunde Schleimhäute im Inneren der Nase wärmen und befeuchten die Luft, die wir einatmen. Sie filtern Schmutzpartikel heraus, die die Nasenhärchen (Flimmerhärchen der Schleimhaut) anschließend abtransportieren. „Ist dieses System gestört, ist das eine Einladung für Viren und Bakterien. Das Risiko von Keimbefall und Entzündungen im Nasenraum steigt“, warnt Prof. Westhofen. Wenn die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut dauerhaft eng gestellt und damit nicht ausreichend durchblutet sind, kann schlimmstenfalls das Gewebe in der Nase absterben, eine sogenannte Nekrose entstehen.

Wann zum Arzt?

Die gute Nachricht ist: Auch ohne Nasenspray wird die Schleimhaut wieder dünner und erreicht letztendlich den Schwellungsgrad, den sie vor der Anwendung hatte. Wer allerdings über einen längeren Zeitraum über eine verstopfte Nase klagt, zieht besser einen Arzt zurate. „Dauern die Symptome länger als drei Wochen an, sollte abgeklärt werden, ob die erhöhte Schleimproduktion auf Ursachen zurückzuführen ist, die eine spezielle ärztliche Behandlung erfordern“, sagt der Mediziner. Um herauszufinden, wie gravierend die Verstopfung ist, müssen Betroffene natürlich einige Tage mit verschlossener Nase und mühsamer Atmung, gegebenenfalls bei Umstellung der Medikamente überstehen. „In der Regel entwöhnt sich die Nase aber nach kurzer Zeit und erholt sich vollständig“, so Prof. Westhofen.

Inhalieren – das alte Hausmittel lindert Husten, befreit eine verstopfte Schnupfennase und befeuchtet gereizte Schleimhäute. Zu empfehlen sind spezielle Dampfinhalatoren aus der Apotheke. Die klassische Variante, bei der man sich mit einem Handtuch über dem Kopf über eine dampfende Schüssel beugt, birgt das Risiko von schweren Verbrühungen, wenn das Gefäß mit der heißen Flüssigkeit aus Versehen umgestoßen wird, (© RFBSIP – stock-adobe.com)

Der Experte rät auch nicht zu einem generellen Verzicht auf Nasensprays. Bei einer Erkältung oder anderen akuten Infektionen sei ausreichend Schlaf und Erholung wichtig, freie Atemwege tragen ihren Teil dazu bei. „Für eine kurzfristige Linderung der Beschwerden sind Nasensprays durchaus hilfreich. Aber jeder, der abschwellende Nasensprays nutzt, sollte über den Teufelskreis des Rebound-Effekts Bescheid wissen,“ meint der Experte.

Hilfreiche Hausmittel bei einer verstopften Nase

Wer an einer verstopften Nase leidet, muss nicht zwingend zum Nasenspray greifen. Es gibt auch viele hilfreiche Hausmittel, um die Nase wieder frei zu kriegen:

  • Inhalieren mit Kochsalz oder Kamillenblüten
  • Nasenspülungen und Nasenduschen mit Kochsalz
  • Viel trinken (mindestens zwei Liter pro Tag)
  • Kräutertees (Thymian, Kamille, Holunderblüten, Lindenblüten)
  • Ätherische Öle (Eukalyptus-, Pfefferminz-, Thymian- oder Teebaumöl)
  • Ggf. Vermeiden von Duftstoffen und Farbstoffen, auch in der Nahrung
  • Raumluft befeuchten und noch besser: Frischluft tanken

Vielleicht erleichtert Ihnen einer der Tipps wieder das Atmen und steigert Ihr Wohlbefinden.

Abo Abo
Newsletter Newsletter
stiftung Stiftung
AC Forscht Aachen forscht

Archiv